| Manuel Schneider (Hrsg.)
Hunger im Überfluss
politische ökologie 90
ökom Verlag München 2004
82 Seiten, ISBN 3-936581-61-4 Preis: 12,00 Euro
Zum Thema des Buches:
Wir alle kennen Hunger; das peinigende Gefühl der Leere in der Magengegend. Hungrig kommen wir auf die Welt und von Geburt an begleitet er uns. Nicht immer, aber immer wieder. Manche hungern sogar freiwillig, wenn sie fasten oder abnehmen wollen. Und dennoch: Die Not des Hungers, von der auf den folgenden Seiten die Rede sein wird, bleibt schwer vorstellbar. Allenfalls diejenigen, die den letzten Weltkrieg miterlebt haben, dürften noch eine Ahnung davon besitzen, was es heißt, über Wochen, Monate und Jahre kaum etwas zu essen zu haben, weder für sich noch für die eigenen Kinder. Diese Art von Hunger gibt es bei uns nicht mehr; er ist einem Überfluss an Nahrung gewichen.
Auch weltweit gäbe es eigentlich genug zu essen, wenn alles mit rechten Dingen zuginge. Bäuerinnen und Bauern produzieren hinreichend Lebensmittel, um die rund sechs Milliarden Menschen ausreichend zu versorgen. Aber nicht alle haben Zugang zu Nahrung. Viele Menschen hungern, weil sie arm und machtlos sind: Jeder siebte Erdenbewohner leidet unter chronischem Nahrungsmangel, zehn Millionen Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen von Hunger und Unterernährung, das sind Tag für Tag über 27.000 Menschen, darunter alle fünf Sekunden ein Kind.
Nachdem es Mitte der 90er Jahre gelungen war, die Zahl der Hungernden zu verringern, hat sich dieser positive Trend mittlerweile umgekehrt. Die jüngsten Zahlen der Welterernährungsorganisation FAO belegen es: Der Hunger ist wieder auf dem Vormarsch, vor allem in den Ländern Südasiens und Afrikas. Zurzeit haben über 840 Millionen Menschen tagtäglich nicht genügend zu essen – das ist mehr als die gesamte Bevölkerung der USA, Kanadas, Europas und Japans.
Grund genug für die politische ökologie, nach den vielfältigen Ursachen für den anhaltenden Hunger auf der Welt zu fragen. Aber auch entwicklungspolitische Ansätze und wegweisende Projekte vorzustellen, mit denen man die Not der Menschen langfristig lindern könnte. Das nötige Know How für eine nachhaltige Hungerbekämpfung ist jedenfalls vorhanden. Was vor allem fehlt ist der politische Wille, das Menschenrecht auf Nahrung zu verwirklichen.
Bereits vor Jahren hat die internationale Staatengemeinschaft sich dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2015 die Zahl der Hungernden wenigstens zu halbieren. Mag auch dieses Ziel kaum noch realistisch zu sein – es verliert dadurch nicht an Verbindlichkeit. Im Gegenteil: Eine Welt ohne Hunger ist und bleibt eine der Utopien, an der abzuarbeiten sich lohnt.
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